
Die ETH feiert Weltpremiere. Mittels einer Mini-Raffinerie, die auf dem Dach des Universitätsgebäudes steht, kann flüssiger Treibstoff aus CO2, Wasser und Sonnenlicht produziert werden. Dabei ist anzumerken, dass der Treibstoff CO2-neutral ist und nur so viel CO2 freisetzt, wie von der Anlage aufgenommen. Ein mit diesem Treibstoff betriebenes Flugzeug würde also keine zusätzliche CO2-Belastung für die Atmosphäre darstellen. Der Einsatz des Systems kann nämlich auch zur Produktion von Kerosin für den Flugverkehr eingesetzt werden. Der Fokus liegt bewusst auf den Flugverkehr, da dieser stetig zunimmt und gleichzeitig die Klimabelastung deutlich reduziert werden müsste. Mit einem CO2-neutralen Treibstoff wäre dies realisierbar.
Die Anlage besteht aus verschiedenen Komponenten und funktioniert folgendermassen. Um den Treibstoff herzustellen, kommen drei thermochemische Umwandlungsprozesse zur Anwendung. Durch einen Adsorption-Desorption-Prozess werden CO2 und Wasser direkt aus der Umgebungsluft entnommen. Beide werden der Solaranlage zugeführt. Die Solaranlage besteht aus einem grossen Parabolspiegel und folgt während des Tages der Sonne um deren Energie zu speichern. Diese Energie wird im Kern des Parabolspiegels mit einer Temperatur von 1500 Grad Celsius in Prozesswärme umgewandelt. Im Herzen des Reaktors befindet sich ein Keramikschwamm aus dem chemischen Element Cer. Dieser kann Sauerstoff entweder abgeben oder aufnehmen. Das Wasser und CO2 wird gespalten und aus dem gewonnenen Kohlendioxid und Wasserdampf entsteht folglich das Synthesegas.
Die Anlage der ETH zählt weltweit zur ersten, die eine solche Technik unter echten Umweltbedingungen demonstrieren kann. Geforscht wird auf diesem Gebiet seit vielen Jahren und bereits 2010 ist es der ETH geglückt, 0,4 Prozent Sonnenenergie in Treibstoffenergie umzusetzen. Es wird jedoch das Ziel verfolgt, 25 Prozent zu erreichen. Eine ebenfalls auf die ETH zurückgehende Anlage in Spanien, die nach dem gleichen Prinzip funktioniert, wurde zeitgleich wie der Reaktor in Zürich in Betrieb genommen.
Diese Innovation zeigt, dass derzeit die Entwicklung synthetischer Treibstoffe und der Einstieg in eine Wirtschaft mit geschlossenen Kohlenstoff-Kreisläufen ein globales Thema darstellen. In verschiedenen Ländern werden Projekte lanciert, die den Einsatz erneuerbarer Energien fördern. Die Schweiz übernimmt hierbei eine Pionierrolle. Mit dieser Anlage und der ebenfalls in dieser Anlage integrierten CO2 Kollektor von Climeworks werden zwei schweizerische Innovationen präsentiert. Damit die Schweiz ihre Führungsrolle behalten und global zum Vorreiter einer wirtschaftsfreundlichen und dennoch erfolgreichen Klimapolitik werden kann, muss die Politik jedoch schnell die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Handlungsbedarf besteht insbesondere in der Anrechenbarkeit synthetischer, klimaneutraler Treibstoffe bei den Flottenemissionen im Verkehr und die Verlängerung der Mineralölsteuerbefreiung von Biotreibstoffen. Diese ist nämlich nur bis 2020 festgeschrieben. Zwar hat die Umweltkommission des Nationalrats heute bekannt gegeben (siehe Medienmitteilung), sie vorläufig bis 2021 zu verlängern, aber das genügt nicht. Um synthetische Treibstoffe auf den Markt zu bringen, sollte die Mineralölsteuerbefreiung bis mindestens 2030 verlängert werden, wie es eine parlamentarische Initiative von Nationalrat Thierry Burkart verlangt.
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