Fahrzeuge mit Elektroantrieb können bis 2050 fast CO2-neutral sein – und zwar unter Berücksichtigung des gesamten Lebensweges von der Herstellung über die Nutzung bis zum Recycling. So lautet das Resümee der Studie “Lebenszyklus-Analyse konventioneller und alternativ betriebener Fahrzeuge“[i].
Ist CO2-neutrale Elektromobilität bis 2050 möglich? / Quelle: www.cleanenergy-project.de/
Die Studie wurde von der EU-Kommission in Auftrag gegeben und soll als Informationsgrundlage für Maßnahmen gegen die Umweltprobleme durch den Verkehrssektor dienen. Dazu führten das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), Ricardo Energy & Environment und E4tech eine der bisher umfassendsten Lebenszyklus-Analysen für Elektrofahrzeuge durch.
„Elektrofahrzeuge haben über ihren gesamten Lebenszyklus in der EU schon heute eine deutlich geringere Klimaauswirkung als die konventionellen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, erklärt Hinrich Helms, Studienleiter am ifeu. Grund dafür sind vor allem die geringeren CO2-Emissionen im Betrieb, die die höheren Emissionen der Batterieherstellung kompensieren können.
Das Ergebnis der Studie: Während ein elektrobetriebener Mittelklassewagen 2020 in der EU über seinen gesamten Lebenszyklus 120 Gramm CO2-Äquivalente je Kilometer ausstößt, kann der Wert laut der Studie 2050 bis auf lediglich 33g CO2-Äquivalente je Kilometer sinken. Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch für LKW und Busse, bei denen die Treibhausgasbilanz von Elektrofahrzeugen in der EU bereits heute besser ist, als die von Verbrennern. Der CO2-Ausstoß der Elektrofahrzeuge kann sogar gegen Null gehen, wenn in allen Bereichen des Lebenszyklus erneuerbare Energien eingesetzt werden. Zwar werden auch dann für die Elektrofahrzeuge immer noch mehr Ressourcen gebraucht als für den Verbrenner, diese können jedoch großenteils mit erneuerbaren Energien gewonnen, verarbeitet sowie weitgehend im Kreislauf geführt werden.
Erneuerbarer Strom für CO2-freien Verkehr
Eine wichtige Bedingung für die hohe CO2-Einsparung ist, dass der Strom für den Betrieb und die Herstellung der Fahrzeuge zum größten Teil aus erneuerbaren Energien stammt. Für 2050 geht die Studie davon aus, dass im Vergleich zu 2020 Strom aus Windenergie den größten Teil des hierzu verwendeten Strommix ausmacht. Mit einem ifeu-eigenen Strommodell (ELMO) wurde die Situation aller EU-Mitgliedstaaten einzeln und insgesamt berücksichtigt. Eine Grundlage waren dabei die jeweiligen nationalen Strategien der Länder zur Entwicklung ihrer Stromerzeugung für das Erreichen der Ziele des Pariser Abkommens bis zum Jahr 2050.
Optimierungsbedarf bei der Ressourcennutzung
Im Bereich der Ressourcennutzung schneiden die Elektroantriebe jedoch 2050 weiterhin schlechter ab als die konventionellen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das liegt daran, dass ihr Antrieb und die meisten Batterien weiterhin zusätzliche erschöpfliche Ressourcen wie Kupfer, Kobalt und Lithium benötigen, auch wenn diese klimaschonend gewonnen und verarbeitet werden.
„Während wir für den Ladestrom in Europa bereits auf einem guten Weg sind, muss zukünftig der Prozess der Fahrzeug- und Batterieherstellung verstärkt in den Blick genommen werden. Nachhaltige Lieferketten und Kreislaufwirtschaft gewinnen an Bedeutung“, betont Helms.