So steht es auf der Website der KVA Limeco in Dietikon. Und weiter: „In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit acht Schweizer Energieversorgern und der Stadtwerke-Allianz Swisspower realisiert Limeco in Dietikon die erste industrielle und kommerziell betriebene Power-to-Gas-Anlage der Schweiz. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir zur treibenden Kraft für die Energiewende.“

Die Power-to-Gas-Anlage der Limeco in Dietikon / Quelle: www.limeco.ch
Auf dem Areal des Limmattaler Regiowerks Limeco in Dietikon entsteht nun die bis anhin grösste Power-to-Gas-Anlage der Schweiz mit einer Elektrolyse-Leistung von 2,5 Megawatt (MW). Ab Winter 2021/22 wird sie erstmals synthetisches erneuerbares Gas ins Netz einspeisen.
Beim Projekt handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit acht Schweizer Energieversorgern und der Stadtwerke-Allianz Swisspower. Mit dem gestrigen Spatenstich haben die Projektpartner einen Meilenstein erreicht. Das Projekt soll aufzeigen, wie Power-to-Gas-Anlagen die erneuerbare Stromproduktion ergänzen und dabei wirtschaftlich betrieben werden können.
Spatenstich, doch einheimische Energie braucht noch Schützenhilfe
Der Spatenstich für die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz erfolgte gestern, am 4. September 2020. Das Projekt wird durch den Bund unterstützt, aber es wäre noch schön, wenn man in Bern auch anerkennen würde, dass einheimische Energie ein wenig Unterstützung braucht, durch eine Verlängerung der Steuererleichterungen für biogene Treibstoffe («Mineralölsteuerbefreiung») bis 2030 statt nur bis 2023 und dass Power-to-Gas vom Netzentgelt befreit werden muss, möchte man es im grossen Stil nutzen. Beim Netzentgelt wird manche/r entgegnen, für die Nutzung der Infrastruktur müssten alle Nutzer gleich viel zahlen. Dabei wird aber vergessen, dass Power-to-X-Anlagen eine wichtige Dienstleistung zur Stabilisierung der Netzinfrastruktur erbringen, weil die überschüssigen Strom abnehmen und in Methan oder synthetischen Treibstoff umwandeln oder ihn saisonal zwischenspeichern. Dies sollte entsprechend vergütet werden. Ein innovativer Ansatz wäre eine mindestens temporäre Reduktion oder Befreiung vom Netzentgelt während Phasen des Stromüberschusses und eine Vergütung der Funktion als Schattenkraftwerk. (Dabei läuft eine Power-to-X-Syntheseanlage grundsätzlich durch, wird aber abgeschaltet, wenn der aktuelle Stromverbrauch im Netz höher ist als die Produktion. Der Strom, der bisher für die Syntheseanlage gebraucht wurde, steht nun für andere Stromverbraucher zur Vefügung.)
Dietikon will zum Cluster für Umwelt und Energie werden
Limeco schreibt weiter, dass sich alle Zutaten an einem Standort befinden. Dazu ist nebenbei noch zu erwähnen, dass die Stadt Dietikon als Wirtschaftsstrategie definiert hat, zum Cluster für Umwelt und Energie zu werden.
«Mit der Kehrichtverwertung und der Abwasserreinigung am gleichen Standort haben wir die perfekten Voraussetzungen, um grünes Gas zu produzieren», erklärte Stefano Kunz, Verwaltungsratspräsident von Limeco und Stadtrat von Schlieren. Das funktioniert so: Die Power-to-Gas-Anlage nutzt erneuerbaren Strom aus der Kehrichtverwertungsanlage, um Wasserstoff zu produzieren. Dieser wird mit dem CO2 im Klärgas gemischt, wodurch erneuerbares Methangas entsteht. Aus Abfall und Abwasser gewinnt Limeco so einen CO2-neutralen Energieträger. Ins bestehende Gasnetz eingespeist, ersetzt das erneuerbare Gas fossile Energieträger. So lassen sich jährlich 4’000 bis 5’000 Tonnen CO2 einsparen.
Starke Partnerschaft und Unterstützung durch den Bund
Das Vorzeigeprojekt wird ermöglicht dank den acht Schweizer Energieversorgern, die als Gasabnehmer die Investitionen von rund 14 Mio. Franken mitfinanzieren: Eniwa AG, Energie Zürichsee Linth AG, St. Galler Stadtwerke, Energie Wasser Bern, die Gas- und Wasserversorgungen von Dietikon und Schlieren, SWL Energie AG und Industrielle Betriebe Interlaken. Über Zertifikate erwerben sie den ökologischen Nutzen des Gases und verkaufen ihn am Ausspeisepunkt wiederum an ihre Endkunden. Mit der Schmack BioEnergie GmbH (Viessmann Gruppe) und Siemens Energy AG in der Schweiz sind zudem ausgewiesene Spezialisten für die Verfahrenstechnik und die verschiedenen Komponenten des Power-to-Gas-Prozesses an Bord. «Das Projekt zeigt: Für ein erneuerbares und klimaneutrales Energiesystem müssen wir zusammenarbeiten, über Unternehmensgrenzen hinweg», sagte Ronny Kaufmann, CEO der Stadtwerke-Allianz Swisspower, welche das Projekt mitinitiiert hat. Das Bundesamt für Energie BFE unterstützt das Projekt im Rahmen seines Pilot- und Demonstrationsprogramms.
Power-to-Gas ermöglicht Speicherung von erneuerbarer Energie
Die Anlage leistet auch einen Beitrag zum Umbau des Schweizer Energiesystems. Denn die Energiestrategie 2050 sieht vor, den Strom aus der Kernkraft durch Solar-, Wasser- und Windkraft zu ersetzen. Damit wird künftig im Sommer viel mehr Strom produziert als verbraucht. Im Winter hingegen, wenn der Energiebedarf grösser ist, muss die Schweiz Strom importieren. Power-to-Gas ist eine Schlüsseltechnologie, um überschüssigen erneuerbaren Strom saisonal zu speichern. Das Projekt schafft Grundlagen dafür: «Dank dem Projekt von Limeco können wir die Integration von Power-to-Gas-Anlagen ins Energiesystem testen. So gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse, welche Rahmenbedingungen nötig sind, damit Power-to-Gas künftig einen Beitrag zur saisonalen Speicherung leisten kann», sagte Nationalrat Eric Nussbaumer (BL) am Spatenstich.
Eckwerte der Power-to-Gas-Anlage
Standort:
Limeco, Dietikon
Leistung (Elektrolyse):2.5 MW oder 450m3 Wasserstoff pro Stunde
Strombezug aus der KVA:c10’000 – 15’000 MWh pro Jahr
Verwendetes Klärgas: 1.8 Mio. m3 pro Jahr
Geplante jährliche Produktion: ca. 18’000 MWh erneuerbares Gas
CO2-Reduktion: 4’000 bis 5’000 Tonnen pro Jahr (entspricht dem Ausstoss von rund 2’000 Haushalten)
Starke Kooperation – starke Partner
Limeco
Limeco ist Bauherrin und Betreiberin der Power-to-Gas-Anlage. Als Regiowerk in Dietikon versorgt Limeco das Limmattal mit klimafreundlicher Energie. Dafür betreibt sie ein grosses Fernwärmenetz, das in den nächsten Jahren weiter stark ausgebaut wird, sowie eine Abwasserreinigungsanlage und eine Kehrichtverwertungsanlage.
Kooperationspartner
Acht Schweizer Energieversorger finanzieren die Power-to-Gas-Anlage, indem sie die Zertifikate für das produzierte grüne Gas kaufen und ihren Kundinnen und Kunden so synthetisches erneuerbares Gas aus der Schweiz liefern.
Kooperationspartner sind: Eniwa AG, Energie Zürichsee Linth AG, St. Galler Stadtwerke, Energie Wasser Bern, Gas- und Wasserversorgung Dietikon, Gas- und Wasserversorgung Schlieren, SWL Energie AG, Industrielle Betriebe Interlaken.
Swisspower AG
Swisspower, die strategische Allianz von 21 Schweizer Stadtwerken und regionalen Unternehmen der Versorgungswirtschaft, ist Mitinitiantin und Beraterin in der Realisierung des Vorzeigeprojekts. Es steht im Einklang mit dem Masterplan 2050, der gemeinsamen Vision der Allianzpartner für eine vollständig erneuerbare Energieversorgung ohne CO2-Emissionen.
Technologiepartner und Gesamtprojektleitung
Anlagenbau und Technologiepartner Methanisierung: Schmack BioEnergie GmbH (Viessmann Gruppe)
Technologiepartner Elektrolyse: Siemens Energy AG in der Schweiz
Gesamtprojektleitung: TBF + Partner AG