Das Industriekonsortium Norsk E-Fuel baut in Norwegen zusammen mit weiteren Projektpartnern die erste kommerzielle Anlage zur Herstellung synthetischen Kerosins. Die Produktion soll ausschliesslich mit Ökostrom angetrieben werden.

Als Technologie wird hier ein einstufiger Co-Elektrolyseprozess zum Einsatz kommen, den das deutsche Unternehmen Sunfire zusammen mit dem Schweizer ETH-Spinoff Climeworks entwickelt hat. Climeworks mit Hauptsitz in Zürich hat eine Technologie entwickelt, mit der Kohlendioxid aus der Umgebungsluft gefiltert wird.
Denn die Elektrolyse, wie sie für die Anlagen in Norwegen vorgesehen ist, trennt nicht nur Wasser mit Hilfe von Ökostrom, sondern erzeugt aus dem so produzierten Wasserstoff zusammen mit Kohlendioxid aus der Umgebungsluft ein Synthesegas. Das wiederum ist eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Diese Gas wird in der Anlage weiter synthetisiert und raffiniert. Die Endprodukte sind erneuerbare Kraftstoffe, so unter anderem auch ein synthetisches Kerosin, das direkt in Flugzeugen eingesetzt werden kann. Der gesamte Prozess wird ausschließlich mit dem üppig vorhandenen Strom aus norwegischen Wind- und Wasserkraftwerken angetrieben.
Von 10 Millionen auf 100 Millionen Liter Treibstoff in nur 6 Jahren
Die Anlage soll in einem Industriepark auf Herøya, einer Halbinsel im Südosten Norwegens, entstehen. Die Baugenehmigung liegt schon vor und die Planung ist in vollem Gange. Im Jahr 2023 soll die Produktion von erneuerbarem Kraftstoff starten.
Zu Beginn wird die erste Anlage auf eine Produktionskapazität von zehn Millionen Litern erneuerbaren Kraftstoff pro Jahr getrimmt. Anschließend baut Norsk E-Fuel bis 2026 die Anlage auf eine Kapazität von 100 Millionen Liter pro Jahr aus.
Aufskalierung geplant
Unter anderem aus diesem Grund hat sich das Konsortium für den Standort auf Herøya entschieden. Denn er bietet neben einer bestehenden Infrastruktur auch viel Platz für einen weiteren Ausbau. Wenn die bis 2026 geplanten Anlagen laufen, will Norsk E-Fuel weitere Produktionsanlagen bauen und hält schon Ausschau nach neuen Standorten. Dabei sollen die Baupläne der ersten Großanlagen genutzt werden, um damit die landesweite Markteinführung voranzutreiben.
Bilanziell CO2-neutral
Schliesslich kann der Kraftstoff aus einer einzigen Anlage zur Synthese von erneuerbarem Kerosin im industriellen Maßstab genug Kraftstoff herstellen, um den Flugbetrieb auf den fünf wichtigsten norwegischen Inlandsflugrouten komplett zu dekarbonisieren.
Kommentar: Norwegen hat sicher einen Standortvorteil aufgrund seiner Wasserkraft. Aber auch die Schweiz sollte nicht die Chance verpassen, mittels ihrer Innovationskraft in den Aufbau dieser neuen und zukunftsweisenden Industrie einzusteigen.